Erfolgreich in die Niederlassung

Gerade in der heutigen Zeit ist eine Niederlassung erstrebenswert. In Zeiten, in denen im Krankenhaus die Bürokratie immer weiter ausufert und zunehmend wirtschaftliche Belange medizinische Entscheidungen beeinflussen, besteht in der eigenen Praxis die Chance im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten die Medizin zu machen, von der man überzeugt ist. Zudem war es schon sehr lange nicht mehr so einfach zu vernünftigen Konditionen an einen Kassenarztsitz zu gelangen.

Vor einer Niederlassung gibt es viele Entscheidungen zu treffen und Vorarbeiten zu leisten. Eine zentrale Entscheidung, die sehr früh getroffen werden muss, da sie viele weitere Entscheidungen beeinflusst ist die Frage, welches Konzept der eigenen Praxis zugrunde liegen soll. Die beiden Extremformen des Praxiskonzeptes sind High-Turnover oder Low-Turnover.

High-Turnover

High-Turnover bedeutet, dass Sie möglichst viele Patient*innen in Ihrer Sprechstunde behandeln möchten. Um dies zu ermöglichen, benötigen Sie viel Personal, ausreichend Platz und entsprechende technische Voraussetzungen, um die Patient*innen möglichst zügig, gut und umfassend versorgen zu können.

Dies wiederum führt zu hohen Betriebskosten, da Personal, Raummiete und eine hochwertige apparative Ausstattung viel Geld kosten. Im Gegenzug erlösen Sie einen höheren Umsatz durch die höhere Anzahl an Patient*innen.

Dieses Modell kann insbesondere dann interessant sein, wenn Sie in Ihrer Praxis extrabudgetäre Leistungen oder Selbstzahlerleistungen anbieten.

Bei extrabudgetären Leistungen, wie z.B. ambulante Operationen gilt der Grundsatz, dass, wenn keine Vorselektion durch Ihre Zuweiser erfolgt, nur ein geringer Prozentsatz der Patient*innen, die Sie sehen werden, eine Indikation für eine entsprechende Operation haben werden. Da dieser Prozentsatz unabhängig von der Zahl der Patient*innen ist, die Sie in Ihrer Praxis sehen werden, heißt das im Gegenschluss, dass je mehr Patient*innen Sie untersuchen, desto mehr Menschen mit einer OP-Indikation in absoluten Zahlen werden Sie in Ihrem Klientel haben.

Gleiches gilt, wenn Sie in Ihrer Praxis Selbstzahlerleistungen anbieten wollen. Auch hier können Sie davon ausgehen, dass je mehr Patient*innen sie betreuen, desto mehr potentielle Kandidaten mit einer entsprechenden Indikation finden sich in Ihrem Patientengut. Die Quote derer, die eine Selbstzahlerleistung in Anspruch nehmen, hängt letztlich alleine von Ihnen ab. Dies bedeutet aber, dass je öfter Sie eine medizinisch sinnvolle Selbstzahlerleistung anbieten können, desto häufiger – in absoluten Zahlen – wird diese Leistung in Anspruch genommen werden.

Hierzu machen wir eine einfache Rechnung:

Sie bieten in Ihrer Praxis eine Behandlung von Kalkschultern mittels einer extrakorporalen Stoßwellentherapie gemäß den wissenschaftlichen Empfehlungen an.

Von den Patient*innen in Ihrer Praxis haben 5 Prozent eine Kalkschulter. Sie schaffen es, dass 50 Prozent von diesen sich mittels ESWT gegen Ihre Beschwerden behandeln lassen. In Zahlen bedeutet dies, dass Sie bei einer Patientenzahl von 1.000 pro Quartal 25 Stoßwellenbehandlungen à 3 bis 5 Sitzungen im Quartal durchführen werden. Erhöhen Sie Ihre Patientenzahl auf 1.500 pro Quartal bei ansonsten unveränderten Bedingungen, werden Sie 37,5 also 50 Prozent mehr Stoßwellenbehandlungen pro Quartal leisten.

Low-Turnover

Das Gegenmodell zum High-Turnover Modell ist das Low-Turnover Modell. Hier wird die gesamte Praxis minimalistisch angelegt. Mit möglichst wenig Personal, geringen Raumkosten und einer eher funktionalen apparativen Ausstattung werden im Rahmen der Sprechstunde deutlich weniger Patient*innen betreut.

In dieser Konstellation wird ein geringerer Umsatz generiert, dafür sind aber auch die Betriebskosten viel niedriger. Dieses Konzept kann sich vor allem für reine Grundversorger, die keine extrabudgetären oder spezialisierten Leistungen anbieten, lohnen.

Sie müssen sich bereits in der frühen Phase der Niederlassungsplanung ein Konzept für Ihre Praxis überlegen. Mit beiden vorgestellten Konzepten kann eine Kassenarztpraxis wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden, da Gewinn und Umsatz nicht identisch sind.

Herr Dr. Schürkens, Facharzt für Orthopädie - Geschäftsführender Gesellschafter der Praxisberatung zshochzwei GbR

Dr. med. Markus Schürkens

Dr. med. Markus Schürkens ist seit vielen Jahren niedergelassener Facharzt für Orthopädie und seit 2011 geschäftsführender Gesellschafter des OrthoCentrum Saale. Zudem ist er Gründungspartner der Beratungsfirma zshochzwei, die sich auf die Beratung und Begleitung von orthopädischen und unfallchirurgischen Praxen spezialisiert hat. Hierbei liegt der Fokus auf der Optimierung der Praxisabläufe, um die Wirtschaftlichkeit der Praxen bei unveränderter Patientenstruktur zu erhöhen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Infobrief 4/2021 des BVOU – HIER online abrufbar.

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